Von Claus Ehrhardt auf Mittwoch, 10. März 2021
Kategorie: Mittelstand digitalisieren

Dummies lernen Programmieren?

Projekt- und Dokumentenmanagementsoftware nur mit kompletter Systementwicklung und angemessener Programmiersprache umsetzbar? Auch wenn das Projekt in Anspruch und Umfang das finanziell nicht rechtfertigt? Jetzt habe ich die Lösung gefunden: Low-Code-Applikationsentwicklungen!

Auf der Suche nach praktikablen Möglichkeiten

Auf der Suche nach einem Umsetzungspartner für die Idee einer Projekt- und Dokumentenmanagement-Software, die den „Kunde-zu-Kunde-Prozess“ abbilden kann, wurde ich oft enttäuscht. Die Software soll zu jeder Projektphase und / oder zu jedem „Sprint“ im Produktentwicklungsprozess alle notwendigen Dokumente sammeln und deren Umsetzungsstatus je Phase zeigen. Die Freigabe der Phase und Fortsetzung des (Kunden-)Projektes soll nur dann möglich sein, wenn im Dokumentenmanagement Vollständigkeit angezeigt wird.

Eine relativ einfache Sache, dachte ich - aber offensichtlich nur mit einer kompletten Systementwicklung in einer ordentlichen Programmierumgebung und angemessener „Programmiersprache“ umsetzbar. Das ist mit hohen Kosten und einer längeren Entwicklungsphase verbunden, die alleine für mich zu kostenintensiv erscheint. Frustriert habe ich mich an diverse Institutionen und sogar an die Universität gewandt. Aber auch hier scheiterte es an Kapazitäten und dem Mangel an dafür vorzuhaltendem Kapital.

Hidden Champions: Low-Code-Applikationsentwicklungen

Doch nun kam der Zufall ins Spiel. Es verschlug mich nach Oberfranken, Bayreuth und Kulmbach sind meine neue Heimat. Hier, im Land der „Hidden Champions“ wurde ich dann auf eine Firma aufmerksam, die eine Plattform für sogenannte No-Code oder Low-Code Applikationsentwicklungen zur Verfügung stellen kann: Die Livinglogic AG mit der Plattform „LivingApps“. Damals war mir nicht klar, dass ich einer der frühen Nutznießer eines Paradigmenwechsels in der IT werden sollte. Oder ich hatte diesen Trend schlichtweg als Nicht-ITler zuvor gar nicht wahrgenommen.

Anwendungsentwickler aus eigener Kraft

Als ich erstmals das Vorgehen in der Erstellung einfacher Formulare gesehen hatte, wurde mir das enorme Potential dieser Plattformen zwar instinktiv bewußt, hhinsichtlich der Folgen hatte ich aber keinerlei Vorstellungen. Jetzt, als ausgebildeter Anwendungsentwickler aus eigener Kraft, mache ich meine Anwendungen, die ich brauche, oder die der Kunde von mir braucht, einfach selbst. 

Folglich kommt jetzt der „Code aus dem Baukasten“. Natürlich habe ich mir diesen „Baukasten“ inhaltlich (Vergleiche zu einem Bauklötzchenhersteller aus Dänemark sind da durchaus nicht schlecht) vom fachlichen her erst einmal selber aufbauen müssen. Es war und ist schon ab und an mal die Unterstützung von Seiten der Business- und Plattformentwickler der Livinglogic AG notwendig. Dazu kommen Werkzeuge zur Generierung von Web-Seiten mit HTML, CSS und Java-Script. Diese Plattformen bekommt man in großer Stückzahl im Netz. Zusammen werden daraus einfache Tools zur digitalen Unterstützung vieler Prozessabläufe!

Drag and Drop Menüs

Bis vor kurzem wusste ich allerdings noch nichts von einem Paradigmenwechsel in der IT - Entwicklung. Ich war einfach nur stolz, jetzt alle Möglichkeiten in der Hand zu halten, als Berater dem Kunden nicht nur „Blaupausen“ in die Hand geben zu können, sondern auch eine digitale Umsetzung anbieten zu können. (s.auch meinen  Blog-Beitrag bei Livinglogic)

Dann kam die Erkenntnis in Form einer offenen Diskussion in der einschlägigen Literatur: Ich habe als "Dummie" eine gewisse Form des Programmierens erlernt! Mit Bausteinen und einer Plattform-Anwendung sowie mit Drag and Drop Menüs gelingt es, Web-Anwendungen ohne IT Abteilung sowie nahezu ohne Informatiker und Programmierer umzusetzen. WOW!

Es wird noch mehr anwenderfreundliche Lösungen geben müssen

OK, nun die Ernüchterung: Ich habe ca. 30 Jahre Rückstand beim Programmieren, Programmierer lächeln noch etwas … man braucht doch noch den einen oder anderen Tip und Kniff. 

ABER: Wird der Paradigmenwechsel nicht weitreichende Folgen haben? Wie verändert das unsere Arbeit, die Ausbildung und die Anwendungsentwicklung selber? Die Digitalisierung hat durch Corona gerade einen mächtigen Schub bekommen. Es fehlen aber schon über 80.000 IT-Entwickler, Softwarearchitekten und Data Scientists allein im Jahr 2020 (laut Bitcom 2020). Logische Konsequenz: Nicht alle Projekte können auf herkömmliche Weise realisiert werden. Die Entwicklungsseite wird den Anwendern weiter entgegen kommen (müssen) und Plattformen wie die der Firma Livinglogic AG bereitstellen.

Unerlässlich: Bereitsschaft immer wieder neu zu lernen

Andererseits hat das auch zur Folge, dass alle deutlich mehr von Programmieren und Coding verstehen müssen. Die Ausbildung in diese Richtung muss massiv verstärkt werden, damit Innovationen entstehen können. Persönlich denke ich, werden No-Code Plattformen noch brauchen, um wirklichen Mehrwert liefern zu können. Aber Low-Code Plattformen verändern ab sofort unsere Arbeit im täglichen Leben. Wir brauchen die IT-Abteilung weit weniger und machen uns unsere „digitalen Helfer“ selber. Das fordert ein hohes Maß an Bereitschaft zu lernen und mit solchen Plattformen umzugehen.

Bis hin zu umfassenden IT-Lösungen

Eine Frage bleibt, die es auch zu beantworten gilt: Wie steht es mit der Qualität der neu geschaffenen Anwendungen mit Low-Code Systemen? Inzwischen verfolge ich wieder die Umsetzung meiner ursprünglichen Idee, Projektmanagement, Produktentwicklungsprozess und Dokumentenmanagement in einer Anwendung möglichst kostengünstig umzusetzen.

Ich mache das einfach selber, als "Dummie", der das Programmieren lernt!

 



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